#22

Jaap Robben im Gespräch über „Kontur eines Lebens“

Jaap Robben im Gespräch mit Bettina Baltschev, Literaturhaus Leipzig © Carmen Laux

Im September war Jaap Robben im Literaturhaus Leipzig zu Gast, um seinen neuen Roman „Kontur eines Lebens“ (DuMont, Übersetzung: Birgit Erdmann) vorzustellen. Ein guter Anlass, sich mit unserer Moderatorin Bettina Baltschev für eine neue Folge von Kopje koffie zusammenzusetzen! Dabei berichtet er nicht nur von dem „schönen Ritual des Kaffeemachens“, das ihm beim Schreiben hilft.
Wie kam ein junger Autor von Mitte dreißig auf die Idee, das Leben einer 82-jährigen Frau nachzuzeichnen, die in den 1960er Jahren Scham und Ausgrenzung erfahren musste, weil sie in den streng katholischen Niederlanden von einem verheirateten Mann schwanger war? Jaap Robben berichtet, dass er 2008 bis 2010 Stadtschreiber von Nijmegen war und dort auf ein Denkmal für Neugeborene stieß, die unter tragischen Umständen verstorben waren und ungetauft nicht in geweihter Erde bestattet werden durften. Er schrieb damals für eine Gedenkfeier ein bewegendes Gedicht, das auch am Ende unserer Podcastfolge zu hören ist, und macht die Bekanntschaft von unzähligen betroffenen Frauen. Zehn Jahre lang ließ ihn das Thema nicht los, bis er sich nach vielen Hintergrundrecherchen und Expertengesprächen daran machte, die Geschichte von Frieda und ihrem Leben zu erzählen.

In „Kontur eines Lebens“ wechselt Jaap Robben von der Perspektive einer selbstbewussten jungen Frau, die sich ihrem Schicksal nicht ergeben möchte, Familie und Kirche trotzt und vergeblich um die Liebe ihres Lebens kämpft, in die Rückschau einer 82-Jährigen, die sich endlich einem lange verdrängten Ereignis aus ihrer Vergangenheit stellt. Das Ergebnis ist ein wunderbar erzählter Roman, der lange nachwirkt.

Episode #22 mit Jaap Robben und Bettina Baltschev (Moderation) sowie Petra Hinze (Lesung).

Produktion
ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2023

Jaap Robben im Gespräch mit Bettina Baltschev, Literaturhaus Leipzig © Carmen Laux