#10

Lize Spit im Gespräch über
„Ich bin nicht da“

Lize Spit © Daniil Lavorski

Bei ihrem Kopje koffie-Treffen in Brüssel servierte Lize Spit einen leckeren Cappuccino und gestand, dass sie davon schon gerne mal vier an einem Tag trinkt. „Manchmal brauche ich die auch, weil so ein starker Kaffee einem auch ein bisschen Mut machen kann, um weiterzuarbeiten. Ich brauche den Kaffee regelmäßig, wenn ich mal ein kleines Tief habe.“ Mit großem Schwung berichtet sie in ihrem Gespräch mit Bettina Baltschev von der Arbeit an ihrem neuen Buch „Ich bin nicht da“ (S. Fischer), nach dem preisgekrönten Debüt „Und es schmilzt“ von 2016 nun der zweite Roman der flämischen Autorin, der momentan für große Beachtung sorgt. - In ihrem Gespräch erzählt Lize Spit unter anderem von ihrer persönlichen Motivation, diesen Roman zu schreiben: Auch sie durchlebte eine Beziehung mit einem manisch-depressiven Menschen. „Ich bin lange und in erster Reihe Beobachterin davon gewesen, wie eine psychische Krankheit zwei Menschen zu Fremden machen kann, und vor allem auch, welche Rolle die Liebe dabei spielt.“ Daneben unternahm sie zahlreiche Recherchen und redete mit Betroffenen, Ärzten und Psychiatern, um professionelle und alternative Perspektiven in die Handlung einfließen zu lassen. Ziel war es, den Roman für die Angehörigen von Menschen zu schreiben, die psychisch krank sind. „Und das sind sehr viele, denn jeder kennt in seiner Umgebung jemanden, der an Depressionen, Burnout oder Ähnlichem leidet. […] Es war ganz sicher meine Absicht, die Einsamkeit der Menschen zu mildern, die sich in diesem Buch wiedererkennen. Ich glaube, es kann einem das Gefühl geben: Ach ja, ich bin nicht allein in dieser Situation.“  
Episode #10 mit  Lize Spit und Bettina Baltschev (Moderation, Übersetzung) sowie Nele Solf (Lesung). Die Übersetzungen wurden von Rumo Wehrli eingesprochen. Produktion ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag von Flanders Literature Antwerpen © Berlin 2022

Lize Spit © Daniil Lavorski