Sie habe als Kind niemals gelernt, Kaffee zu trinken, berichtet Gerda Blees lachend, die diese „Droge“ auch nicht zum Schreiben braucht und eine gute Tasse Tee vorzieht. Sehr wohl hat sie bis vor Kurzem selbst in einer Wohngemeinschaft gelebt und dort wichtige Erfahrungen gesammelt, die sie gemeinsam mit einer „realen Begebenheit“ zu ihrem Roman „Wir sind das Licht“ (Paul Zsolnay) inspirierten. In ihrem Gespräch, das sie mit Bettina Baltschev in der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam führt, erzählt sie von der Entstehung ihres Debütromans, für den sie u.a. mit dem Nederlandse Boekhandelprijs und dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. - Nahezu sektenhaft zieht sich die Wohngruppe „Klang und Liebe“ in eine Welt zurück, die von außen nur schwer zugänglich und verständlich ist. Melodie, Muriel, Petrus und Elisabeth meinen, nur von „Luft und Licht“ leben zu können, und die strikte Nahrungsverweigerung führt schließlich zum Tod von Elisabeth, die vor den Augen ihrer Mitbewohner verhungert. Die Polizei ist ratlos und strengt eine Untersuchung an. Die drei Tage, die nun folgen, sind Gegenstand des Romans. Dabei lässt die Autorin 25 unterschiedliche Perspektiven zu Wort kommen, und so schildern nicht nur Personen wie der Vater und die Geschwister, sondern auch Gegenstände wie ein Kugelschreiber, ein Saftmixer, ein Butterbrot, Wollsocken oder ein Cello ihre Sichtweise auf das Geschehen. In Zeiten der Covid-Pandemie werden die Folgen von sozialer Isolation und unbegrenztem Zugang zu (Des-)Information ebenso originell wie eindrücklich vor Augen geführt.
Episode #7 mit
Gerda Blees und Bettina Baltschev (Moderation, Übersetzung) sowie Nele Solf (Lesung). Die Übersetzungen wurden von Rumo Wehrli eingesprochen.
Produktion
ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2022
#7