#29

Astrid H. Roemer im Gespräch über „Vom Wahnsinn einer Frau“

Astrid H. Roemer © ARTEFAKT Kulturkonzepte

Die weite Anreise aus Suriname, einer ehemaligen Kolonie der Niederlande, machte Astrid H. Roemer, um auf der Leipziger Buchmesse die deutsche Übersetzung ihres Erstlingswerks „Vom Wahnsinn einer Frau" (Residenz) vorzustellen. Dieses erschien bereits 1979 auf Niederländisch, wird nun aber von einem deutschen Publikum entdeckt – ebenso wie der noch recht junge Familienroman „Gebrochen-Weiß" (Residenz), der bei uns im vergangenen Jahr herauskam. Im Gespräch mit Katharina Borchardt begibt sich die Autorin nun fast 50 Jahre zurück in die Entstehungszeit ihres ersten Romans, der die Geschichte der jungen Lehrerin Nunka im Suriname der 1950er Jahren erzählt. Diese trennt sich nach kurzer Zeit von ihrem Mann Louis, was von Kirche und Öffentlichkeit stark kritisiert wird, und beginnt die mutige Suche nach einem Leben, einer Liebe und einer Sexualität, die nicht von Konventionen, Gewalt und Unterdrückung bestimmt sind. Ihr Kampf um weibliche Selbstbestimmung mündet unter anderem in die Liebesbeziehung zu einer Frau. „Vom Wahnsinn einer Frau" machte die Autorin 1979 auf einen Schlag berühmt und avancierte zum Kultbuch der feministischen postkolonialen Literatur.

  Im Gespräch verweist Astrid H. Roemer auf zahlreiche aktuelle Bezüge in ihrem Erstlingswerk: „Heutzutage sehe ich bei jungen Frauen vor allem in modernen Gesellschaften einen Drang, ihr eigenes Leben so zu gestalten, dass es sie wirklich glücklich macht. Diesen Drang gab es früher natürlich auch schon.“ Sie betont, dass der Kampf gegen patriarchale Strukturen auch heute Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt eine. Zugleich erzählt die Autorin auch viel über das heutige Leben in Suriname, in das sie erst vor drei Jahren aus den Niederlanden zurückkehrte. Sie berichtet von der Kraft der Familie, dem literarischen Leben und dem Alltag in einer multiethnischen Bevölkerung, die im übrigen lieber Tee und Kakao als Kaffee trinkt. Auf ihre Kaffeegewohnheiten angesprochen, stellt sie fest: „Ich finde Tee lecker. Ich finde Kakao lecker. Aber meine erste Amtshandlung morgens ist: selber Kaffee kochen. Dann bin ich happy. Eine Tasse Kaffee mit Milch.“

  Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.

  Episode #29 mit Astrid H. Roemer und Katharina Borchardt (Moderation und Übersetzung) sowie Nele Solf (Lesung). Die Übersetzungen wurden von Dela Dabulamanzi eingesprochen.

  Produktion ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2024

Astrid H. Roemer © ARTEFAKT Kulturkonzepte