#28

Angelo Tijssens im Gespräch über „An Rändern“

Angelo Tijssens © ARTEFAKT Kulturkonzepte

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse traf Katharina Borchardt den flämischen Autor Angelo Tijssens, um mit ihm über sein berührendes Romandebüt „An Rändern" zu sprechen. Bekannt wurde Angelo Tijssens vor allem mit seinen Drehbüchern für die Filme „Girl" über ein Transgendermädchen, das Ballet tanzt, und für „Close", in dem eine Jungenfreundschaft an der Intoleranz der Klassenkameraden zerbricht. Dieser Film war 2023 für den Oscar und den Europäischen Filmpreis nominiert und gewann den Großen Preis der Jury in Cannes. Der Roman „An Rändern" spielt nun in einem kleinen Ort an der belgischen Küste. Der namenlose Protagonist kehrt nach dem Tod seiner Mutter dorthin zurück, um ihren Nachlass zu sichten, und taucht dabei in seine Vergangenheit ein. In Rückblenden wird die Geschichte einer traumatischen Kindheit erzählt, in der die Mutter ihn grausam und grundlos quälte. Er begegnet in einem verlassenen Ferienpark aber auch seiner ersten großen Liebe wieder, mit der er seine Homosexualität entdeckte, und verbringt mit seinem früheren Freund eine gemeinsame Nacht. Seine Reise verbindet Liebesgeschichte, Abschied von der Vergangenheit und hoffnungsvollen Neubeginn auf eindrucksvolle Weise.

Angelo Tijssens, der als Drehbuchautor die Anleitungen für jede Szene für gewöhnlich minutiös plant und ausgestaltet, schildert, wie er bei der Entwicklung seines Romans vorging: „Ich beginne immer mit einem hochverdichteten Kern, und der kriegt dann Luft und fängt an, sich zu entfalten und zu leben.“ Die erste Fassung hatte nur 40 Seiten, die er nach und nach ergänzte. Der mit 128 Seiten immer noch knappe und im Layout sehr luftig gestaltete Roman lässt ganz bewusst Lücken und überlässt es der Leserschaft, diese mit ihrer Imagination zu füllen. An seinen Texten arbeite er maximal zwei Stunden am Tag, und auf seine Kaffeevorlieben angesprochen, schwärmt Tijssens von schwarzem Kaffee mit einer fruchtigen Note am Morgen, den er von einer guten Rösterei gleich um die Ecke beziehe. Schließlich verrät der Autor auch, dass der nächste Roman bereits vollendet sei. Der Titel lautet übersetzt „Das Ende der Straße".

Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.

Episode #28 mit Angelo Tijssens und Katharina Borchardt (Moderation und Übersetzung) sowie Jan Jaroszek (Lesung). Die Übersetzungen wurden von Ben Gageik eingesprochen.

Produktion ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag von Flanders Literature und der Vertretung von Flandern © 2024

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