#30

Connie Palmen im Gespräch über „Vor allem Frauen“

Connie Palmen auf der Leipziger Buchmesse 2024 © Gert Mothes

Lange Schlangen von Autogrammjägern bildeten sich vor dem Tisch von Connie Palmen, nachdem sie auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse ihr neuestes Werk Vor allem Frauen (Diogenes, übersetzt von Lisa Mensing) vorgestellt hatte. Für alle, die dieses Ereignis verpasst haben, besuchte unsere Moderatorin Bettina Baltschev die berühmte niederländische Autorin nun in ihrem Amsterdamer Haus, um über den Essayband und ihre Motivation zum Schreiben zu sprechen. Die Antwort auf die obligatorische Eingangsfrage nach den Kaffeegewohnheiten fiel dabei prompt: „Ich liebe, liebe Kaffee! Wirklich!“, betont Connie Palmen. „Wenn ich mal keinen Kaffee trinken darf morgens, ist mein Tag weg!“
 
Ihr „Motor zum Schreiben“ sei der Drang, etwas zu entdecken, zu enthüllen, und dabei offenzulegen, was sich hinter den Geschichten und Biografien verberge – bis hin zum „Verrat“. Für Vor allem Frauen hat sich Connie Palmen intensiv mit dem Leben von sieben Autorinnen und einem Autor aus dem englischsprachigen Raum beschäftigt: Virginia Wolf, Sylvia Plath, Joan Didion, Vivian Gornick, Janet Malcolm, Olivia Laing, Lola und Philip Roth. In ihren Texten bewundert sie deren Schaffenskraft, Autonomie und Einzigartigkeit und erkundet darüber hinaus ihr eigenes Leben als Schriftstellerin.
 
„Lesen, Schreiben und Nachdenken“ seien schon immer ihre liebsten Beschäftigungen gewesen, betont Connie Palmen, die für ihr neues Buch bewusst das amerikanische Genre des Essays wählte. Dabei schließt sich ein Bogen zu ihrem ersten Roman Die Gesetze, der sie 1991 unter dem Originaltitel De wetten auf Anhieb in den Niederlanden berühmt machte. Hier standen sieben Männer und eine Frau im Mittelpunkt eines autobiografischen Romans.
 
„Inzwischen bin ich frecher geworden“, gesteht Palmen. „Fakten brauchen Interpretationen“ – und so erzählt sie im Gespräch beispielhaft, wie sie sich den Lebensläufen von Virginia Wolf, Sylvia Plath und Philip Roth näherte – dem einzigen Mann in ihrem Essayband. Ein „misogyner“ Autor, der schreckliche Tatsachen über Frauen verbreitete, die aber „sehr amüsant und sehr echt“ seien. „Ich liebe ihn einfach“, betont die Autorin, die Philip Roths Leitsatz der „schonungslosen Intimität von Fiktion“ auch zu ihrem macht. Es gäbe „nie eine einzige Antwort und eine einzige Wahrheit“ beim Verfassen von Biografien. Und so birgt Vor allem Frauen für die Leserschaft viele Entdeckungen über die ausgewählten Schriftstellerinnen und den einen Schriftsteller, die Connie Palmen in ihrem Leben viel bedeuten.
 
Triggerwarnung
Diese Podcastfolge behandelt u.a. die Themen Selbstmord und Tod.

Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast
von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.
 
Episode #30 mit
Connie Palmen und Bettina Baltschev (Moderation) sowie Petra Hinze (Lesung).
 
Produktion
ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2024

Connie Palmen auf der Leipziger Buchmesse 2024 © Gert Mothes