#32

Rob van Essen im Gespräch zu „Hier wohnen auch Menschen“

Rob van Essen © Ulrich Faure

Den niederländischen Autor Rob van Essen hat es der Liebe wegen nach Brüssel verschlagen, wo er mit seiner Kollegin und Ehefrau Lize Spit einen dynamischen Schriftstellerhaushalt führt. Zuhause an seinem Küchentisch setzte er sich vor kurzem mit Bettina Baltschev zusammen, um über seinen neuen Erzählband Hier wohnen auch Menschen (Elif) zu sprechen. Bei einer Tasse Kaffee, versteht sich, von denen er am liebsten drei bis vier am Tag trinkt, und das am liebsten mit Milch. Gleich zu Beginn berichtet er, dass er häufig an diesem Küchentisch arbeite und sich mit seiner Frau austausche. Sie haben sogar ein Codewort, „Leuchtturm“, das jeder von beiden bei zündenden Ideen nennen darf. „Dann dürfen wir alles stehen und liegen lassen und schnell etwas notieren oder eine Passage schreiben, auch während des Abwaschs, während der Mahlzeiten oder während einer schwierigen Diskussion.“

Zum Schreiben kam Rob van Essen schon als Kind, indem er seinen Vater, der Kinderbuchautor war, auf der Schreibmaschine imitierte und früh begann, eigene Geschichten zu erfinden. Inzwischen gilt er als „der beste Kurzgeschichtenerzähler des Landes“ und wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem renommierten Libris-Literaturpreis 2019 und 2024.

Der deutsche Erzählband Hier wohnen auch Menschen ist genau genommen eine Auswahl von Geschichten aus drei niederländischen Veröffentlichungen, die sein Übersetzer Ulrich Faure zusammenstellte. Häufig wisse er nicht, wie eine Geschichte ende, wenn er sie beginne, erzählt Rob van Essen. Er liebe es, sich selbst und seine Leserschaft zu überraschen. Dabei schildere er gerne einen Charakter, „der etwas sehr Merkwürdiges tut, das er selbst aber völlig normal findet. Oder Menschen, die nicht genau verstehen, was da gerade passiert, und dann komisch reagieren. Da muss wirklich nicht alles stimmen mit diesen Leuten. Sie müssen nicht normal sein. Normal ist im täglichen Leben möglicherweise zu empfehlen, aber in einer Erzählung oder in einem Roman kann es eher langweilig sein.“ Und so versammelt sein aktueller Band zwölf Erzählungen von Menschen, die zum Beispiel in einem Schrank leben, sich auf Zeitreise zurück zum Zeitpunkt ihrer Zeugung begeben, um diese zu verhindern, oder Sex mit wunderbaren Frauen haben und dabei trotzdem an Ihrem Selbstwertgefühl zweifeln.

  Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.

  Episode #32 mit Rob van Essen und Bettina Baltschev (Moderation und Übersetzung) und Jan Jaroszek (Textlesung). Die Übersetzungen wurden von Ben Gageik eingesprochen.
 
Produktion ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2024

Rob van Essen © Ulrich Faure