Kurze Unterbrechung der Wirklichkeit

Pointiert, absurd, fesselnd: Ein Abend im Zeichen der Kurzgeschichte. Zwei Meister der kurzen Form stellen ihre Texte vor und sprechen darüber, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht, wie man es schafft, unsere Wirklichkeit kurz zu unterbrechen.

Die Welt scheint gewöhnlich, ist aber absurd. Das kann man täglich feststellen oder man kann es nachlesen. Als kurze Unterbrechung der Wirklichkeit eignen sich dafür vor allem Erzählungen oder Short Stories. In „Hier wohnen auch Menschen”, dem Erzählband des preisgekrönten niederländischen Schriftstellers Rob van Essen (Elif, übersetzt von Ulrich Faure) werden Landstreicher gewaschen und rasiert, Therapeuten wenden skurrile Methoden an und Besuche bei der königlichen Familie enden in rätselhaften Irrfahrten. Und was ist mit dem Mann mit den guten Schuhen?

In „Supermilch” (Verbrecher) von Philipp Böhm, das 2022 zum besten deutschen Erzählband gewählt wurde, verliert unter anderem ein Werbetexter in einem Start-Up-Büro den Verstand. Unter der Stadt verstopfen Fettberge die Kanalisation, während sich in einer Sozialbausiedlung ein unerwünschter Mitbewohner in eine Kröte verwandelt