„Gebt mir mein Kind zurück!” Jaap Robben & Matthias Jügler

Zwei berührende Romane über Babys, die den Eltern genommen werden: in den Niederlanden, in der DDR.
Die Geburt eines Kindes gehört zu den einschneidendsten und oft auch zu glücklichsten Momenten im Leben eines Menschen. Doch was, wenn das System, in dem man aufwächst, sich gegen das neue Leben und das elterliche Glück stellt? In „Kontur eines Lebens” (DuMont, übersetzt von Birgit Erdmann) erzählt der niederländische Schriftsteller Jaap Robben von der junge Floristin Frieda, Tochter strenggläubiger Eltern, die sich in den 1950er Jahren in einen verheirateten Mann verliebt, schwanger wird und dem Kind nie eine Mutter sein darf. Jahrzehnte später kehrt der stille Kummer mit aller Wucht zurück.

Auch im neuen Roman „Maifliegenzeit” (Penguin) des Leipziger Schriftstellers Matthias Jügler wird der Alptraum aller Eltern wahr: In der DDR verlieren Karin und Hans nach der Geburt noch im Krankenhaus ihr erstes Kind – und kurz darauf auch sich als Paar. Denn Katrin quälen Zweifel an der Darstellung der Ärzte, Zweifel, von denen Hans nichts wissen will. Als Katrin Jahre später stirbt, wird klar, dass sie mit ihren Befürchtungen womöglich Recht hatte.

Während es bei Jaap Robben die Kirche ist, die das Leben eines Kindes verhindert, ist es bei Matthias Jügler ein politisches System, das durch den traumatischen Verlust eines Kindes eine Familie zerstört. Beide Schriftsteller erzählen berührend und sensibel über die generationsübergreifenden Folgen.