Es ist kompliziert: niederländisch-flämische Familienbande

Lesung & Gespräch

Literaturhaus Leipzig © Carmen Laux

Was ist eine Familie? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Sicher ist nur, dass die klassische Konstellation Vater-Mutter-Kind hinterfragt werden muss und zahlreiche neue Varianten dazu gekommen sind. Drei Schriftsteller:innen aus den Niederlanden und Flandern untersuchen in ihren neuen Romanen Familienaufstellungen jenseits der Norm.

In „Die Stimme“ (Diogenes, übersetzt von Annelie Bogener) von Jessica Durlacher wird die somalische Amal Kindermädchen in Zeldas Familie und entpuppt sich als phänomenale Sängerin. Nach einem Auftritt in der Talentshow »Die Stimme« nimmt sie vor laufender Kamera ihr Kopftuch ab. Als Zeldas Familie Amal nach diesem Befreiungsakt beschützen will, gerät sie in einen Konflikt, der ihre Welt aus den Angeln hebt.

Im Roman „Der berühmte Tiefpunkt“ von Amarylis De Gryse (Arche, übersetzt von Ruth Löbner) lebt Marieke in einem Mietwagen, weil ihr Freund, der Metzger Blok, sie aus ihrem Reihenhaus geworfen hat. Statt Blok zu vermissen, träumt Marieke von den Hackbällchen ihrer Mutter und bespitzelt ihren Vater, der die Familie verlassen hat, als Marieke noch klein war. Dabei stellt sie Fragen: Wie war das damals mit der Trennung ihrer Eltern? Will sie überhaupt zu Blok zurück? Und können Pralinen alles wiedergutmachen?

In „Kontur eines Lebens“ (Dumont, übersetzt von Birgit Erdmann) erzählt Jaap Robben von der Floristin Frieda, die in den Sechzigerjahren streng katholisch aufwächst, sich in einen verheirateten Mann verliebt, schwanger wird und dem Kind nie eine Mutter sein darf. Jahrzehnte später kehrt der stille Kummer mit Wucht zurück. Drei aufwühlende Bücher über Fluch und Segen der Familie.

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Literaturhaus Leipzig © Carmen Laux