#31

Fien Veldman im Gespräch über „Xerox“

Fien Veldman © Laila Cohen

In der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam traf sich Bettina Baltschev mit Fien Veldman, um bei einer Tasse Kaffee über ihr neues Buch Xerox (Hanser) zu sprechen. Die Autorin mag ihn am liebsten schwarz und betont: „Wenn ich keinen Kaffee am Morgen trinke, bin ich nicht wirklich gut gelaunt!“ Als studierte Literaturwissenschaftlerin arbeitet sie auch als Journalistin und Theaterkritikerin und wurde für ihre Essays bereits mehrfach ausgezeichnet. Nun hat sie ihren ersten Roman vorgelegt. Zum Schreiben ziehe sie sich meistens in ein kleines, stilles Zimmer zurück, berichtet Fien Veldman, wobei sie beim Abtippen ihrer Notizen gerne mal laute und lebhafte Musik höre, „damit ich schön schnell arbeiten kann!“

Die Abgeschiedenheit eines kleinen Büros ist auch der Schauplatz ihres Romans, in dem eine namenlose Protagonistin fernab von den Kollegen Freundschaft mit einem Drucker schließt. Zu ihm sucht sie geistige und sogar körperliche Nähe und vertraut ihm ihre Gedanken und Geheimnisse an. „Ein großer Teil des Buches ist ein einziger innerer Monolog“, verrät die Autorin. „Man befindet sich also komplett in ihrem Kopf – und sie befindet sich auch komplett in ihrem Kopf.“ In dieser Isolation entstehen auch Ängste bis hin zur Überforderung, zum Beispiel wenn es darum geht, in der Stadt ein falsch zugestelltes Paket aufzuspüren oder mit den Kollegen zu kommunizieren. Die Protagonistin, die aus einfachen ländlichen Verhältnissen stammt und nur vermeintlich den Aufstieg in ein hippes Büro in der Hauptstadt geschafft hat, bleibt weiterhin eine Außenseiterin und wird schließlich von ihrer Arbeit freigestellt.

In ihrer Geschichte geht es Fien Veldman unter anderem darum, die Klassenunterschiede in ihrer Heimat darzustellen. Die soziale Ungerechtigkeit in den Niederlanden sei auf jeden Fall zu groß und sie habe nicht sehr viel Hoffnung, dass sich da in politischer Hinsicht viel ändern werde, betont die Autorin. „Und das ist schon etwas, was ich auf meine eigene Art versuche, anzusprechen. In meiner Arbeit, in diesem Buch, aber zum Beispiel auch in den Essays, die ich schreibe.“ Xerox ist ein mutiger Roman über das fragile Gefühl der Zugehörigkeit und entlarvt zugleich die Leere der modernen Arbeitswelt.

Kopje Koffie. Der niederländisch-flämische Bücherpodcast
von der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam in Kooperation mit Flanders Literature Antwerpen und der Vertretung von Flandern.

Episode #31
mit Fien Veldman und Bettina Baltschev (Moderation und Übersetzung). Die Übersetzungen wurden von Nora Decker eingesprochen. Textlesung: Maria Wördemann (aus dem gleichnamigen Hörbuch mit Dank an den speak low Hörbuchverlag).

Produktion
ARTEFAKT Kulturkonzepte im Auftrag der Niederländischen Botschaft, Berlin © 2024

Fien Veldman © Laila Cohen